refugees

Photo: AP photographer Muhammed Muheisen

I found this earlier this week and have to share it here. This open letter by Manuel Weber gives a statement over Facebook, what he thinks about critical voices regarding refugees in Germany. With 16000 shares on FB and many comments he received mostly positive feedback. I think it’s great and totally right what he says. Please take your time and read – think about it.


Copy: by Manuel Weber

“An alle Patrioten, besorgten Bürger, Nazis und sonstige kritischen Bürger,
da ich in letzter Zeit zunehmend mehr als fragwürdige Kommentare von Freunden, Kollegen und Verwandten lesen musste, seh ich mich irgendwie in der Verantwortung, mal öffentlich auf diesen Unsinn zu reagieren. 
Eins vorweg, ich bin nicht links, nicht naiv, weltfremd oder geistig verwirrt. Ich bin eher konservativ, in fast allen Belangen. Als Gutmensch würde ich mich auch nicht unbedingt bezeichnen. Allerdings, und damit unterscheide ich mich wohl von euch, lasse ich mich lieber als Gutmensch betiteln, als dass ich mich, so wie ihr euch, als “Bösmensch” oute.Ich sehe im Fernsehen Bilder von Kindern, die mit Panik in den Augen über eine Grenze laufen, gefolgt von Polizisten mit Schlagstöcken. Ich sehe Bilder von Kindern, die blutend aus Trümmern eines zerbombten Hauses getragen werden. Und eure größte Sorge ist, dass die Flüchtlinge Smartphones besitzen? Etwas mehr Hirn und sehr viel mehr Herz würde euch gut tun. Ich bin nicht blind, ich weiß, dass herausfordernde Zeiten auf uns zukommen. Es wird schwierig, all diese Menschen zu integrieren und das Ganze zu finanzieren. Sicherlich ist auch nicht jeder Flüchtling zurecht hier. Und ja, es gibt Schmarotzer, Diebe und Vergewaltiger unter den Flüchtlingen. Die gibt es nun mal in jeder Gesellschaft, in jeder Kultur und leider auch in jeder Religion. Es gibt nette und böse Menschen – und manchmal sind die Grenzen fließend. Aber trotzdem frage ich mich, was ihr mit eurer Hetze bewirken wollt und was eure Motive sind! Hass erzeugt Hass, Liebe erzeugt Liebe! Ihr schürt mit euren Einträgen nichts als Hass und Angst. Und wenn irgendwann das erste Flüchtlingsheim brennt, in dem Familien und Kinder leben, dann dürft ihr euch auf die Schulter klopfen (oder wenn der erste Politiker mit Stichverletzungen im Koma liegt).
Hier mal ein paar eurer Argumente:
“Die Flüchtlinge telefonieren umsonst, wir müssen zahlen.”  
Ihr bezahlt deren Telefonrechnung nicht mit euren Steuern, die Anbieter verzichten auf Roaminggebühren. Ihr habt keinen Nachteil dadurch. Das Handy ist die einzige Möglichkeit, Kontakt mit ihren Verwandten zu halten. 
Wenn euer größtes Problem ist, dass die umsonst telefonieren, dann schickt mir bitte eure Telefonrechnung, ich regel das schon irgendwie, wenn ihr dann wieder ruhig schlafen könnt. Es sagt viel über einen aus, wenn man neidisch ist auf Flüchtlinge, weil die umsonst telefonieren dürfen.
“Kümmert euch erstmal um unsere Obdachlosen, bevor ihr euch um die Flüchtlinge kümmert.”  
In Deutschland lebt keiner auf der Straße, der nicht dort leben will. Jedem steht hier eine Wohnung zu, ob verdient oder nicht. Wie oft habt ihr denn letzten Winter Obdachlose in eurer Nähe mit Suppe, warmen Getränken oder Kleidung versorgt? Wo ist denn euer eigenes Engagement, wenn ihr euch so um die Obdachlosen sorgt?
 

“Für unsere Schulen und Straßen ist kein Geld da, aber für Syrer.”  
Wenn ich Menschen, die vor Krieg, Tod oder auch “nur” Armut fliehen, helfen kann und dafür Geld nötig ist, dann bin ich bereit auch mal durch ein paar Schlaglöcher zu fahren. Ich hätte auch gerne schöne breite Straßen, gut ausgebaut und ohne Schlaglöcher. Aber Fahrkomfort geht mir nicht über Menschlichkeit und Nächstenliebe. Menschen sind wichtiger als Straßen. Und gegen ausgestattete Schulen habe ich auch nichts, aber mir ist lieber meine Jungs lesen aus alten Büchern und lernen, was Gastfreundschaft, Mitleid und Herzlichkeit bedeutet, als dass sie an digitalen Tafeln zu Egoisten erzogen werden. Und ihr dürft bestimmt mit Pinsel und Farbe das Klassenzimmer eurer Kinder renovieren. Da hat niemand was dagegen.
 

“Die Flüchtlinge nehmen uns die Arbeit weg.”  
Auch ich habe Vorurteile, das lässt sich nicht leugnen. Ich bin mir sicher, dass das deutsche Schulsytem besser ist, als das syrische oder afghanische. Auch glaube ich, dass die deutsche Mentalität eher unseren wirtschaflichen Ansprüchen gerecht wird, als das vieler Flüchtlinge. Und wer jetzt wirklich Angst hat, dass ein Flüchtling bald seinen Arbeitsplatz übernimmt, sollte sich mal ernsthaft Gedanken machen. Es muss nicht an deiner schlechten Arbeitsleistung liegen, vielleicht liegt es ja auch nur am Charakter…
“Das ist nicht mehr mein Land.”  
Dann geh doch in die Schweiz – ach nein, geht ja nicht. Die sind ja genauso paranoid wie ihr. Die nehmen keine Flüchtlinge auf.
 

“Die Politik nimmt mich nicht ernst.”  
Wie ernst hast du denn die Politik genommen? Bei einer Wahlbeteiligung von 35% sollten viele lieber den Mund halten. Wie politisch wart ihr denn vor der Flüchtlingskrise? Jeder kann und darf sich politisch einbringen. Aber dafür müsste man ja aktiv werden. Mal selber was tun, statt nur über andere zu meckern. Will ja auch keiner von euch. Und am Stammtisch grölen, auf FB posten oder bei Demos Fahnen zu schwenken, ist kein politisches Engagement! Ich kenne Leute, die vor ein paar Jahren noch links gewählt haben, weil sie Angst hatten, die Banken könnten ihr Geld nehmen. Heute wählen sie rechts, weil sie Angst haben, die Flüchtlinge könnten ihr Geld nehmen. Angst war noch nie ein guter Ratgeber. Egoismus auch nicht. Statt ständig links oder rechts vom Pferd zu fallen, solltet ihr lernen, die Zügel mal selbst in die Hand zu nehmen! 
Ein Land mit 82 Millionen Egoisten lässt sich nicht regieren.
“Die leben doch auf meine Kosten, von meinen Steuern.”  
Ich habe mehr Angst davor, den Berliner Flughafen, die Hamburger Symphonie, die Kölner Oper, den Stuttgarter Bahnhof usw. mit meinen Steuern zu finanzieren, als Menschen, die in Not sind. Endlich werden die Steuern mal für was Anständiges genutzt.
“Ich habe Angst vor der Islamisierung.”  
Ich bin Christ und auch kein Fan des Islam. Aber unser Problem ist nicht die Islamisierung, sondern die Ent-Christianisierung. Ich stehe zu meinem Glauben und meinen Werten, das können auch hunderttausende Moslems nicht ändern! Ich habe übrigens noch keinen Moslem fordern hören, dass wir die Kreuze abhängen sollen, Laternenfest statt St. Martin feiern sollen oder Schweinefleisch aus den Mensen verbannen sollen. Diese Forderungen kommen doch immer von (politisch verirrten) Deutschen! Wo sind denn die christlichen Werte, die unser Land ausmachen? Wir trennen unsere Ehen genauso gründlich wie unseren Müll. Wir werden Vegetarier, weil uns die Hühnchen so leid tun, aber treiben jährlich 100.000 Babys ab, Wir verteidigen unsere Feiertage, aber kennen ihre Bedeutung nicht. Unser Problem ist nicht der Islam, unser Problem ist der Liberalismus. Dass wir Gut und Böse nicht mehr unterscheiden können, dass wir Mann und Frau nicht mehr unterscheiden wollen, dass wir Egoismus mit “berechtigten Bedenken” verwechseln. Integration kann nur klappen, wenn wir den Menschen selbstbewusst unsere Werte vorleben, und nicht wenn wir sie in Turnhallen sperren und davor demonstrieren. Wir haben keine Angst vor den Flüchtlingen, sondern haben uns dazu entschieden, unser Gästezimmer zur Verfügung zu stellen, um wenigstens einen kleinen Teil zu leisten. Wenn ihr mit der Kritik nicht leben könnt, schmeißt mich bitte aus eurer Freundesliste, ich werde es verkraften!

Lieber ein paar neue schwarze Freunde, als ein paar alte Braune!
Euer “Gutmensch” Manuel”